Muss ich mich im Herbst gegen Grippe und Corona impfen lassen?
Muss ich mich im Herbst gegen Grippe und Corona impfen lassen?
Herbstzeit ist Kuschelzeit, aber leider auch Virenzeit. Kaum wird es draußen kühler, hängen wieder alle enger zusammen, die Fenster bleiben öfter zu, und schon geht’s los mit Husten, Niesen und der gefürchteten „hat mich voll erwischt“-Grippe. Dazu geistert Corona immer noch durchs Land, mit mal mehr, mal weniger harmlosen Varianten. Kein Wunder, dass viele sich jetzt die Frage stellen: Soll ich mich gegen Corona und Grippe impfen lassen? Schauen wir uns an, was Experten dazu sagen.

Ist die Grippe wirklich gefährlich?
Viele unterschätzen die echte Influenza. Klar, wir nennen fast jede Erkältung „Grippe“, aber die echte Influenza ist ein anderes Kaliber. Sie schlägt oft innerhalb weniger Stunden zu, mit hohem Fieber, Gliederschmerzen, Schüttelfrost und dem Gefühl, vom Zug überrollt worden zu sein. Gerade ältere Menschen, Schwangere oder Leute mit Vorerkrankungen können ernsthaft Probleme bekommen, bis hin zu Lungenentzündungen oder Herzbelastungen.
Deshalb raten Ärztinnen und Ärzte jedes Jahr, sich im Spätherbst impfen zu lassen. Am besten zwischen Mitte Oktober und Mitte Dezember, weil der Schutz Zeit braucht, um sich aufzubauen. Zu früh ist auch nicht optimal, weil die Grippewelle meist erst nach Weihnachten richtig Fahrt aufnimmt.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut hat eine klare Empfehlung: Alle ab 60 sollen sich impfen lassen. Und zwar mit einem speziellen Impfstoff, der bei älteren Menschen stärker wirkt. Dazu kommen Schwangere, Menschen mit chronischen Erkrankungen, medizinisches Personal und Bewohner von Pflegeeinrichtungen. Für diese Gruppen ist die Grippeimpfung fast schon Pflichtprogramm.
Aber auch, wenn du nicht dazu gehörst, kann der Pieks sinnvoll sein. Gerade wenn du viel mit anderen zu tun hast, in Schule, Büro oder Kita, bist du ein Multiplikator. Heißt: Wenn du krank wirst, schickst du das Virus gleich reihum. Die Impfung kann das Risiko senken und dich im besten Fall davor bewahren, eine Woche flachzuliegen.
Ist Corona überhaupt noch da?
Corona hat nach all den Jahren zwar seinen Schrecken verloren, aber verschwunden ist es nicht. Neue Varianten tauchen regelmäßig auf, die aktuell dominierenden sind ansteckender, aber bisher nicht gefährlicher. Trotzdem kann das Virus bei Risikogruppen weiterhin ordentlich reinhauen.
Die STIKO empfiehlt deshalb auch hier eine Auffrischimpfung, und zwar einmal im Jahr, bevorzugt im Herbst. Das gilt für Menschen ab 60, chronisch Kranke, Immungeschwächte, Schwangere und alle, die beruflich oder privat engen Kontakt zu diesen Gruppen haben. Wer in der Pflege arbeitet oder im Krankenhaus, sollte also ebenfalls ran.
Wenn du jung, gesund und schon mindestens zwei Impfungen oder eine Impfung plus Infektion hinter dir hast, brauchst du keinen jährlichen Booster. Du hast eine Basisimmunität, die dich in den meisten Fällen ausreichend schützt. Ein Pieks mehr ist in deinem Fall eher eine Option als eine Pflicht.
Wichtig ist der Abstand: Die letzte Impfung oder Infektion sollte mindestens ein Jahr zurückliegen, bevor du wieder nachlegst. Sonst macht der Booster wenig Sinn, weil dein Immunsystem noch genug Erinnerung hat.
Hast du kein gutes Gefühl beim Impfen, sprich vorher mit deinem Arzt, ob es nötig ist. Gerade rund um die Corona-Impfung wird heiß diskutiert. Die einen feiern sie, die anderen hassen sie. Deine eigene Entscheidung kannst du nur selbst treffen. Lass dich nicht von außen beeinflussen, sondern entscheide du, ob du die Spritze brauchst und willst.
Darf ich mich gegen Grippe und Corona zeitgleich impfen lassen?
Jetzt kommt die Frage aller Fragen: Darf man beide Impfungen auf einmal geben? Ja, darf man. Keiner der beiden Impfstoffe ist ein Lebendimpfstoff, sodass dein Körper keine Mini-Infektion bewältigen muss.
Viele Ärzte bieten die Kombi-Impfung sogar ganz bewusst an, um das Thema für den Winter direkt abzuhaken. Einmal hingehen, zwei Piekse, fertig. Klar, die Nebenwirkungen können dann etwas stärker sein, also ein bisschen Fieber, Muskelkater im Arm oder Müdigkeit. Aber das geht in der Regel nach ein, zwei Tagen vorbei.
Das Deutsche Ärzteblatt hat sogar berichtet, dass du dich als erwachsene Person gegen Pneumokokken, Grippe und Covid-19 gleichzeitig impfen lassen kannst. Ein Pieks mehr geht also auch noch.
Und ehrlich gesagt: Lieber ein Wochenende mit dickem Kopf als eine Woche mit echter Grippe oder ein Corona-Verlauf, der dich ewig schlaucht.
Für wen lohnt sich die Doppelimpfung wirklich?
Stell dir vor, du bist 25, topfit, gehst regelmäßig joggen und hast deine Corona-Grundimmunisierung längst drin. Dann ist die Grippeimpfung für dich zwar nett, aber kein Muss. Ein Corona-Booster jedes Jahr bringt dir in dem Alter auch nicht viel, solange du gesund bist. Dein Immunsystem ist auf Zack und steckt Infekte in den meisten Fällen weg.
Anders sieht es aus, wenn du zu den Risikogruppen gehörst. Ab 60 steigt das Risiko deutlich, eine Grippe oder eine Corona-Infektion mit schwerem Verlauf zu bekommen. Dazu kommen Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes, Asthma, Herzproblemen oder einem geschwächten Immunsystem. Für sie ist die jährliche Auffrischung mehr als nur eine nette Vorsorge, sondern echte Lebensversicherung.
Auch wenn du in der Pflege arbeitest oder täglich Kontakt zu älteren Menschen hast, ist die Impfung Pflicht im Kopf. Nicht nur, um dich selbst zu schützen, sondern auch die, die du betreust. Niemand möchte das Virus wie ein Souvenir mit nach Hause bringen.
Mythen rund um die Impfungen
Wenn es um Grippe und Corona geht, kursieren jedes Jahr dieselben Sprüche. „Ich hatte die Grippeimpfung und bin trotzdem krank geworden“ ist einer davon. Was viele vergessen: Die Impfung schützt nicht zu hundert Prozent. Aber sie sorgt dafür, dass du, wenn du krank wirst, weniger schwer getroffen wirst. Anstatt eine Woche mit Fieber und Schüttelfrost im Bett zu liegen, hast du vielleicht nur eine Erkältung, die nach ein paar Tagen wieder weg ist.
Auch beliebt: „Zwei Impfungen auf einmal sind doch viel zu viel für den Körper.“ Klingt logisch, ist aber Quatsch. Dein Immunsystem hat jeden Tag mit unzähligen Keimen zu tun, ohne dass du es merkst. Zwei Impfungen an einem Tag sind für deinen Körper keine Mammutaufgabe, sondern Routine.
Und ja, Impfungen haben Nebenwirkungen. Ein paar Tage Müdigkeit, Kopfweh oder Fieber sind normal. Aber das ist kein Zeichen dafür, dass etwas schiefgeht.
Im Gegenteil: Es zeigt, dass dein Immunsystem arbeitet.
FAQ zur Impfung im Herbst: Das sind die häufigsten Fragen
Manche Fragen wiederholen sich immer wieder und wir möchten sie dir nach bestem Wissen und Gewissen beantworten. Beachte aber auch, dass dieser Text keinen Arztbesuch ersetzt. Wir kennen deine individuelle Gesundheitssituation nicht und können nur allgemein gültige Antworten geben. Für alle medizinisch relevanten Fragen wende dich bitte an deinen Doc!
Bekomme ich von der Grippeimpfung die Grippe?
Nein, keine Sorge. Die Grippeimpfung (meist ein Totimpfstoff) kann keine echte Influenza auslösen. Sie enthält keine lebenden Erreger, die eine Infektion verursachen könnten. Manchmal treten typische Impfreaktionen wie eine kurzzeitige Rötung oder leichtes Fieber auf, aber das ist kein Krankheitsverlauf, sondern ein Zeichen, dass deine Abwehr aktiv wird. Solltest du dich kurz vor der Impfung bereits angesteckt haben, kann die Erkrankung trotzdem starten – liegt aber nicht am Impfstoff selbst.
Muss ich mich als junger Mensch gegen Grippe impfen lassen?
Wenn du jung und gesund bist, ist die Impfung nicht zwingend nötig. Empfohlen wird sie in erster Linie für Menschen ab 60, chronisch Kranke, Schwangere oder medizinisches Personal. Aber auch Jüngere profitieren, weil sie seltener krank werden und gleichzeitig andere schützen. Außerdem kann es dir die klassische „eine Woche komplett aus dem Verkehr“-Grippe ersparen.
Bezahlt die Krankenkasse die Grippeimpfung?
Ja, die Kostenübernahme ist in Deutschland Standard, wenn du zur empfohlenen Zielgruppe gehörst. Bei jüngeren Gesunden hängt es von der Krankenkasse ab, ob sie die Impfung freiwillig erstattet. Am besten einmal nachfragen, viele übernehmen sie mittlerweile für alle Versicherten.
Muss ich mich jedes Jahr gegen Grippe impfen lassen?
Ja, jedes Jahr aufs Neue. Grippeviren sind wahre Verwandlungskünstler. Deshalb wird der Impfstoff jährlich angepasst, um zur aktuellen Saison zu passen. Eine Impfung vom letzten Jahr schützt dich nicht zuverlässig vor den Viren, die jetzt unterwegs sind.
Ist die Corona-Impfung gefährlich?
Die Impfstoffe gelten als sicher und sind millionenfach erprobt. Typische Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Kopfweh oder Muskelkater im Arm verschwinden meist nach wenigen Tagen. Es gibt seltene Fälle von Herzmuskelentzündungen, besonders nach mRNA-Impfstoffen, aber im Verhältnis zu den schweren Verläufen, die eine Infektion verursachen kann, ist das Risiko sehr klein. Auch hier gilt aber, dass dich niemand zur Impfung zwingen darf. Wenn du nicht möchtest, musst du nicht!
Muss ich im Herbst wieder Maske tragen?
Es gibt keine Pflicht, aber eine Maske kann dir in vollen Bussen, Bahnen oder Arztpraxen zusätzlichen Schutz geben. Sie ersetzt keine Impfung, ist aber ein guter Joker, wenn du Infekte möglichst vermeiden willst.
Ist Corona schlimmer oder die Grippe?
Beides kann heftig sein. Die Grippe trifft vor allem ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen hart. Corona kann zusätzlich auch bei Jüngeren Spuren hinterlassen, Stichwort Long COVID. Welche Krankheit „schlimmer“ ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Viele Menschen stecken Corona einfach weg als eine Erkältung, andere sind noch wochenlang danach schlapp. Die Grippe gibt es nicht in der milden Version, sie legt dich flach und das oft für mehrere Tage oder sogar Wochen.